17. Juni 2008

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Büchner-Preis 2008 an österreichischen Schriftsteller Josef Winkler

 

Darmstadt (dpa) - Der Georg-Büchner-Preis geht in diesem Jahr an den österreichischen Schriftsteller Josef Winkler. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt mit. Winkler wurde 1953 als Sohn eines Bauern in Kärnten geboren. Er lebt heute in Klagenfurt. Sein erster Roman von 1979 trägt den Titel «Menschenkind», 1982 erschien von ihm «Muttersprache».

 

 

 

 

 

 

17. Juni 2008

 

Josef Winkler: Roppongi

Requiem für einen Vater. 160 Seiten

Suhrkamp 2007

ISBN 978-3-518-41921-2

 

 

 

 

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»Als ich mich vor drei Jahren mit meiner Familie in Tokio aufhielt, wo wir im Stadtteil Roppongi wohnten«, schreibt Josef Winkler über sein neues Buch, »starb im Alter von 99 Jahren mein Vater, der mir ein Jahr vor seinem Tod, nachdem er erfahren hatte, daß ich in meinem letzten Prosaband einem Bauern aus meinem Heimatdorf weder Kornblumen noch Pfingstrosen gestreut hatte, in einem kurzen, aber dramatischen Telefonmonolog mitteilte, daß, wenn es soweit sei, ich nicht zu seinem Begräbnis kommen solle. Als wir von seinem Ableben erfuhren, stand ich in der österreichischen Botschaft in Tokio vor einer wandgroßen Glasscheibe. Ich schaute hinaus auf einen Teich mit orangefarbenen Wakinfischen, als ein Reiher mit weit auseinandergebreiteten Flügeln am Rande des Teiches aufsetzte. Der tote Vater hat sich also, dachte ich in diesem Augenblick der Trauer und des Glücks, in der Gestalt eines weißen Reihers noch einmal bei mir blicken lassen, bevor er unter die Erde geschaufelt wird mit seinen langen, dünnen roten Beinen, mit seinem erdig gewordenen spitzen langen Schnabel, auf der Suche nach den Würmern seines zukünftigen Grabes in Roppongi. Sein Fluch war in Erfüllung gegangen; wir reisten nicht zurück, sondern blieben in Roppongi.«