13. Mai 2008

Sprengmeister Neitzke

 

Peter Neitzke, Mitherausgeber der Bauwelt-Fundamente, will´s noch mal wissen: Nach dem selig entschlafenen Jahrbuch „Centrum“, einem gemeinsam mit Elisabeth Blum veranstalteten Versuch mit Stadtprotokollen („Boulevard Ecke Dschungel“) und Berichten aus den „Favelametropolen“ Rio und Sao Paulo hat der streitbare Autor seine Zeitkritik auf eine andere Ebene verlagert: Neitzke hat einen Kriminalroman geschrieben. „Schwarze Wände“ heißt das 170-Seiten-Werk (Textem Verlag, 18 Euro), in dem eine Art architektonischer sam spade auf journalistisch-detektivische Recherche geht: Immer wieder fallen Gebäude ein und desselben Architekten Sprengstoffanschlägen zum Opfer. Während der geprüfte Baumeister abtaucht, macht sich der Verschwörungstheorie-affine Architekturpublizist Max Grossmann auf die Suche nach Motiv und Täter. Zunächst deutet vieles auf den Architekten selbst, doch die Lösung des Falles ist viel komplexer und metaphorischer, als man denkt. Neitzke verwebt Motive der „schwarzen“ Kriminalfilme mit literarischen Zitaten und Anspielungen auf lebende oder eben verstorbene Protagonisten des wirklichen Lebens zu einem ironischen Sittenbild der Architekturszene. Den Ärger über den gedankenlosen Konsumismus unserer Zeit und die Korruption der zeitgenossischen Architektur, der ihn schon seit Jahren umtreibt, hat er im verhältnismäßig neuen Genre des Architekturkrimis lesenswert untergebracht: Ihm ist ein Plot gelungen, der bis zum Ende die Spannung hält.

 

Andreas Denk, Der Architekt 2 / 2008

 

Peter Neitzke: Schwarze Wände

Roman, Hardcover, 171 Seiten, 18 Euro

Textem-Verlag 2008, ISBN 978-3-938801-42-0

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Lesung am 15. Mai in Berlin