7. Mai 2007

Schier unglaubliche Tischtennistricks

 

 

Endlich gibt es sie wieder, die Fantasie. Wachtürme auf Augenbrauen, Blumen, die aus Köpfen wachsen, Schauschlachthäuser, merkwürdige Kinder und eine geballte Ladung Japan.


Fantasie, nach der wir uns sehnen, die wir in die Sackgasse der Marketingprosa geraten sind, an deren Ende jetzt diese hässliche Mauer mit den hübschen, sich ähnelnden Graffitis ICH IST KEIN ANDERER steht. Wäre es doch wenigstens eine Klagemauer, die nur mit Fantasie zu überwinden ist, wie Achim Stegmüller es tut. Hier hat endlich mal wieder einer Welt erfunden, somit die Daseinsberechtigung für Schriftsteller bestätigt, anstatt Welt nur abzubilden, darzustellen, auszunutzen ... und verklagt zu werden.


 

Ausschnitt:

 

„Liebe Kyoko, Fujewra Tanetsugu, engster Vertrauter des Kaisers aus dem achten Jahrhundert bekommt heute das Haar von einem kleinen Mädchen gekämmt und rosa Spangen ins Haar gesteckt. Ein Rettichzüchter ähnelt selbst mehr und mehr einem Rettich. Alber Aidelsbach begann mit seiner Arbeit in einem kleinen süddeutschen Dorf und heute liefert er Ohrläppchenwurst nach Japan. Wo sich früher ein Kaiserpalast befand, steht heute eine Fahrradgarage. Ich bin ganz offen und voller Staunen darüber, was mit Orten und Menschen im Laufe der Zeit passiert. Was mit mir passiert. Und was machst Du, wie es Dir als Boddhisatva geht, ich grüße Dich innig, ich würde Dich gern wiedersehen.“



 

Ein Sohn sucht seine Mutter und findet seinen Vater. Es geht auch um Wiedergeburt, für jene, die es realistischer wollen. Da ich selbst ja nur selten in die Verlegenheit gerate, ein Buch zu empfehlen, möchte ich es hiermit nun zum dritten Mal tun. Nach „Hundert Jahre Einsamkeit“ und „Die Blendung“ nun also Nagaoka. Das Buch selbst ist sehr schön gestaltet und der Umschlag fällt auf, wie ich auf den Straßen Rostocks an den Blicken der Passanten bemerken konnte.

 

Volker H. Altwasser

 

Hinweis: Schier unglaubliche Tischtennistricks werden hier importiert!!!

 

 

Achim Stegmüller: Nagaoka. Textem Verlag 2007, 18 €

 

http://www.textem-verlag.de/Nagaoka.html

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