6. Februar 2007

Krimi-Parodie

 

Wer Krimis liebt, lässt von Krimi-Parodien besser die Finger. Denn Verbrechergeschichten, die von ihrem Schöpfer nicht ernst genommen werden, sind möglicherweise amüsant, vorausgesetzt, der Autor versteht sein Handwerk. Aber nur sehr, sehr selten spannend. Und damit bleibt selbst bei den gelungenen Parodien die Sehnsucht des gemeinen Krimilesers nach spannender Unterhaltung wenigstens zur Hälfte unerfüllt.

 

Nicht komisch und schon gar nicht spannend ist leider „Die Harmonie der Welt“. Die Protagonisten, zwei völlig verzogene Brüder aus schwer reichem Düsseldorfer Elternhaus, bringen gleich zu Beginn Mutter und Vater um und werden 650 (!) Seiten später ihrer gerechten (?) Strafe zugeführt. Aber so weit dürften nur sehr leidensfähige Leser vordringen. Denn der Text ist zu klischeegesättigt und zu langatmig, als dass man wirklich wissen wollte, wie der ermittelnde Kommissar Claudius die Tunichtgute überführt.

 

So soll man unter anderem zur Kenntnis nehmen, dass die Brüder eine „Breguet Marine GMT“ beziehungsweise eine „Lange 1“ von ihrer Mama zum Abitur bekommen haben, diese aber wegen des allzu niedrigen Kaufpreises von ein paar zigtausend Euro nie tragen, der Vater neuere deutsche Kunst sammelt – es werden akribisch gut 30 Namen aufgelistet – und der Mord als Gipfel der Verschlagenheit ausgerechnet einer „Jugo-Bande“ in die Schuhe geschoben werden soll.

 

Derartige Ausführungen lassen den Verdacht aufkeimen, dass Joachim Hammann vielleicht gar keinen komischen Krimi schreiben wollte, sondern alles ernst meint und seinen Beitrag zur Kritik an einer „sozialen Gesellschaftsordnung“ leisten wollte, die „dabei ist, sich durch einen entfesselten Egoismus und die Verachtung aller menschlichen Werte selbst zu zerstören“, wie dem Waschzettel zu entnehmen ist. Das wiederum klingt nach völlig entfesseltem Redaktionspraktikanten, der endlich auch einmal was zum Erscheinen eines Romans beitragen darf. Immerhin einmal gelacht, und das ist doch auch ganz schön.

 

Hendrik Roggenkamp

 

Joachim Hammann: Die Harmonie der Welt, Frankfurter Verlagsanstalt 2006

 

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