6. Februar 2007

Endlich in der Bundesliga

 

„Die Gegend hier hat mich kaputt gemacht, jetzt bleibe ich so lange hier, bis man der Gegend was davon anmerkt.“ Diese Feststellung von Herbert Achternbusch könnte man dem Werk des Püttgenies Wolfgang Welt als Motto voranstellen. Der manische Aufschreiber von allem, was in Bochum noch nach Zeche, Stutzen, Tchibo und dem Tollenschmalz der 1950er Jahre riecht, las zuletzt im Frankfurter Gasthaus „Klabunt“ aus seinen, von Suhrkamp verlegten, unter dem Titel „Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe“ gesammelten Werken. Seine bestürzende Idyllenmalerei reizte das Publikum zu anhaltendem Gelächter. Dabei kommt Welts Komik aus ernsthaftem Würdigungseifer. Der Autor adelt den Alltag mit einer vollkommen unironischen Aufmerksamkeit. Das erscheint dem Zuhörer/Leser zum Schreien absurd. Welt „will einigen Leuten ein Denkmal setzen, die sonst noch nicht mal einen Grabstein bekämen“. Sein Erweckungserlebnis folgte einer Entdeckung der Musik von Buddy Holly als halbwüchsiger Fußballverrückter. Seine erste große Zeit hatte er als Rock´n´Rollreporter und Marabo-Redakteur in den 1970er Jahren. Alle Ausflüge in die weite Welt endeten für ihn im nie aufgegebenen Schleiflack des Elternhauses. Nun ist die Ära seiner Zirkelprominenz hoffentlich endgültig vorbei. Vermutlich würde Welt das selbst so formulieren: Nach 30 Jahren Kreisklasse endlich wieder Bundesliga.

 

Jamal Tuschick

 

Wolfgang Welt: Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe, Suhrkamp 2006

 

Cohen+Dobernigg Buchhandel

 

amazon