13. September 2006

Filmische Highlights des Abendlands

 

Das im vergangenen Herbst in seiner zweiten, aktualisierten und erweiterten Auflage erschienene „Metzler Film Lexikon“ erscheint nun in einer abgespeckten Version unter dem Titel „Film-Klassiker“, ebenfalls von Michael Töteberg herausgegeben. Das heißt, alle Texte zu den 120 Filmen, die man in der „Kompakt“-Version lesen kann, sind aus dem Lexikon übernommen worden. Wie im Lexikon steht dem Besprechungsteil ein Absatz voran, in dem der Leser Angaben über Originaltitel, Herstellungsland, Regisseur, Akteure etc. findet. Die Literaturangaben zu den Filmen hat man gestrichen, hier muss man sich an das gewichtigere Lexikon wenden, unter dnb.ddb.de lassen sich aber auch online bibliografische Daten abrufen. „Film-Klassiker“ konzentriert sich noch stärker als das Lexikon auf den amerikanisch-europäischen Raum, die etwa hundert Jahre Filmgeschichte finden sich ziemlich gleichmäßig auf die Jahrzehnte verteilt repräsentiert. Filmbeispiele aus der Frühzeit sind etwa D. W. Griffiths „Die Geburt einer Nation“, Fritz Langs „Die Nibelungen“ und Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu“, natürlich fehlen nicht Orson Welles’ „Citizen Kane“ und Leni Riefenstahls „Olympia“. Von Rainer Werner Fassbinders fast 40 Filmen liest man Besprechungen etwa zu „Angst essen Seele auf“, „Fontane Effi Briest“ und „Katzelmacher“. Keine Frage, dass jeder Herausgeber seine eigene Auswahl besorgt hätte, eine kleine Bemerkung zu der Auswahl Tötebergs hätte man sich allerdings gewünscht. Um so gewisser kann man andererseits sein, es bei „Film-Klassiker“ nun wirklich mit den wichtigsten der Wichtigen zu tun zu haben. Der Vorteil des schmalen, zweispaltig angeordneten und 186 Seiten langen Bands: Man kann ihn überall hin mitnehmen und schnell mal checken, wie es der erst acht Jahre alte „Lola rennt“ bereits zum Klassiker gebracht hat und warum „Matrix“ von 1999 hier ebenfalls nicht fehlen darf. Den 120 Filmen stehen etwa 60 Autoren gegenüber, u.a. Jens Bisky, Jan Distelmeyer, Ingo Fließ und Ronny Loewy. Mal sehen, ob Metzler nächstes Jahr ein weiteres Mal abspeckt, irgendwie will man ja wissen, wer denn nun die (ewigen oder aktuellen) „top ten“ der Filmgeschichte sind, vielleicht präsentiert auf 1000 Seiten, mit allen relevanten Listen, Leuten und Launen der Geschichte.

 

Dieter Wenk (09.06)

 

Michael Töteberg (Hg.), Film-Klassiker. 120 Filme, Stuttgart-Weimar 2006 (Metzler)