Inhalt
Thorsten Brinkmann sammelte für seine Ausstellung im Museum »In Flanders Fields« einen ganzen Schwarm von gelben Spielzeugvögeln zusammen. Die Köpfe der Tierchen sind vollständig verdeckt bis auf zwei Löcher für die Augen, die mit Metallösen gefasst sind; dort, wo der Schnabel vermutet werden kann, hängt ein lappenähnlicher Schutz aus der Kappe heraus. Mit den derart ausgestatteten Vögeln hat Brinkmann eine symbolische Figur geschaffen, die sich direkt auf die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, besonders auf den Schlachtfeldern in Flandern beziehen lässt.
Bei Ypern wurde, zu Beginn der zweiten Flandernschlacht, am 22. April 1915, eine der grauenvollsten Waffen des Kriegs, Giftgas, erstmals von den Deutschen auf breiter Front eingesetzt und bei geeignetem Nordostwind über die gegnerischen Kampflinien abgeblasen. Der abendliche Angriff mit 150 Tonnen Chlorgas forderte etwa 4200 Tote und Schwerverletzte unter den völlig geschockten französischen Soldaten. Er hatte zur Folge, dass alle Kriegsparteien zum Einsatz toxischer Gase übergingen und zugleich Gegenmaßnahmen anwendeten. Aus den Erfahrungen im Bergbau abgeleitet, setzte das Militär in den Unterständen und Schützengräben zunächst in Käfigen gehaltene Kanarienvögel ein, deren Atmungssystem besonders empfindlich auf Gasentwicklung reagiert und somit durch Abbruch ihres Zwitscherns als erstes Warnsignal den herankriechenden Giftnebel ankündigten – bevor sie bewusstlos oder tot von der Stange fielen. ... Zum wirkungsvolleren Schutz erfanden die Waffentechniker der kriegführenden Parteien alsbald Gasmasken für Mensch und Tier, die in ihrer frühen Form aus Stoff bestanden und mit nassen Lappen vor der Mund- bzw. Maulöffnung versehen waren. Die Feuchtigkeit sollte das Gift binden. Später wurden Gasmasken mit runder Filterhalterung vor der Atmungsöffnung und brillenartigem Augenschutz entwickelt – wodurch die Köpfe der Soldaten das Aussehen gespenstischer Totenschädel erhielten.
Der maskierte Vogel wird zum Bild einer von destruktiver Technik und Naturwissenschaft geprägten Kriegsführung und konterkariert die eigentliche Funktion des Kanarienvogels, da dieser solcherart geschützt als Warnsystem ausfällt. Der Vogel rettet sich, aber den Soldaten nicht.
Auszüge aus dem Katalogtext von Claus Mewes
Buch

Thorsten Brinkmann: Warfare Canaries
Format: 240 mm x 330 mm
Inhalt: 56 Seiten
Schutzumschlag
Poster: 16 Seiten (geschlossen 220 mm x 310 mm / offen 880 mm x 620 mm)
ISBN 978-3-86485-072-1
25 Euro
Textem Verlag 2014
This catalogue is published to accompany the exhibition
Thorsten Brinkmann »Warfare Canaries«, 2014
In Flanders Fields Museum, Ieper 5 July 2014 – 4 January 2015
Authors
Claus Mewes, Jan Dewilde
Copyediting
Gustav Mechlenburg, Jan Dewilde
Translations
G – E: Wieners & Wieners
D – E: Jan Sterckx / Altair Translations, Freddy Rottey
Graphic design Christoph Steinegger / Interkool
Production Druckhaus Köthen
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